Modellieren (3D)

Das Modellieren ist der grundsätzliche Unterschied zur traditionellen CAD-Arbeitsweise. Im Gegensatz zu CAD wird nicht mehr in 2D-Ansichten gezeichnet, sondern mittels Bauteilen aus Bauteilkatalogen ein 3D-Modell erstellt, aus welchem sich neben vielen anderen Vorteilen die 2D-Pläne automatisch generieren lassen. Zudem verfügen die einzelnen Bauteile auch über verschiedenste Attribute (Daten), die ganz unterschiedlich genutzt werden können. Gewissenhaftes und möglichst fehlerfreies Modellieren ist die Grundvoraussetzung für BIM, ohne korrekte Modelle funktioniert BIM nicht!

1. Nullpunkte, Projektbasispunkt

In BIM-Projekten ist der Projektbasispunkt der zentrale dreidimensionale Nullpunkt eines jeden Projektes (Modellursprung).

Wie lege ich den Projektbasispunkt an?

Günstig wäre auch, wenn der Projektbasispunkt links unterhalb des Bauwerks liegt, so dass das Bauwerk im „positiven“ Bereich der XY-Achsen liegt. Oft wird der Projektbasispunkt auch auf den Kreuzungspunkt der Achsen A-A und 1-1 gelegt. Die Position sollte leicht und unmissverständlich zu beschreiben sein. Geeignete Beispiele wären also ein Achsenschnittpunkt, die linke untere Ecke des Bauwerks oder eine Ecke der Grundstücksgrenze. Vorschlag für Angabe Nullpunkt und Projektbasispunkt in AIA bzw. BAP

2. Normalnull

Etwas differenzierter müssen wir noch die Georeferenzierung des Projektbasispunktes bezüglich der Höhe betrachten. Die geographische Höhe wird in Meter über Meer angegeben. Das bedeutet, dass der Projektbasispunkt innerhalb des Projektes meist mit 0,00 m angesetzt wird. Dieser Punkt weist im Landeskontext aber gleichzeitig

auch eine Höhe über dem sogenannten Normalnull von beispielsweise 353 m auf. Dieses Normalnull bezieht sich meist auf die mittlere Höhe des Meeresspiegels, nur leider wird dieses in fast jedem europäischen Land unterschiedlich definiert. In Österreich spricht man bei Normalnull von „Meter über Adria“. Im Vergleich zu Deutschland, das sich auf den Pegel in Amsterdam bezieht, kann es hier schnell einmal zu einem Unterschied von 33 cm kommen. Einigt man sich bei grenzüberschreitenden

Infrastrukturprojekten nicht auf ein gemeinsames Normalnull, könnte dies zu erheblichen Problemen führen!

3. Nordung

Natürlich muss neben der Festlegung des Nullpunktes das Projekt auch noch eingenordet werden. Durch das Einfügen der Daten des Vermessers ist der reale Norden (geografischer Norden) recht schnell ersichtlich. In fast allen Projekten

wird aber nicht im geografischen Norden gearbeitet, sondern im sogenannten Projektnorden. Für den Projektnorden wurde die Sicht auf das Projekt so gedreht, dass möglichst viele Wände orthogonal liegen. Dies erleichtert zwar das Modellieren, stellt aber auch eine mögliche Fehlerquelle dar.

4. Vertikale Gliederung

Projektübergreifend sollten sich von Anfang an alle Beteiligten auf die Oberkante Rohdecke (OK RD) als geschossbildende Ebene einigen.

5. Objektbibliotheken

Mit Installation der Modelliersoftware wird im Regelfall eine erste landesspezifische Objekt-Bibliothek mitgeliefert. Leider werden die (BIM-) Objekte in jeder Software anders benannt (siehe Tabelle). Zudem wird über die Software auch schon ein erstes Klassifizierungssystem, in welches die Objekte eingeteilt werden, vorgegeben. Die softwareeigenen Bibliotheken sind oft eine gute Basis für den Anfang, aber sie reichen

schnell nicht mehr aus. Früher oder später wird jeder gezwungen sein, einen eigenen Bürostandard zu pflegen.

6. Bürostandard

Man kann ganz einfach mit den Vorgaben der Software anfangen und Jahr für Jahr diese

kontinuierlich individualisieren. Noch besser ist es, wenn schon zu Beginn auf ein weiterentwickeltes Template, welches zur eigenen Arbeitsphilosophie passt, zurückgegriffen werden kann. Ganz entscheidend ist aber, dass alle in einem

Projekt verwendeten Objekte den gleichen Regeln entsprechen. Beispielsweise sollte der Detaillierungsgrad für alle Objekte den gleichen Kriterien folgen, um unter Berücksichtigung des Projektablaufs diese aufeinander abzustimmen. Für den Fall,

dass gleiche Objekttypen (z.B. verschiedene Türen) vorkommen, sollten gleiche Parameter

(Attribute) zugewiesen werden. Kommen Parameter mehrfach vor, sollte deren Bedeutung

eindeutig definiert werden und auch in projektspezifischen Parameterlisten festgehalten werden. Beispielhaft kann der Parameter „Breite“ durch spezifischere Begriffe wie „Wandstärke“, „Rohbaulichte“, „Rahmenstärke“ etc. näher definiert werden. So sollte es in jedem Projekt eine Parameterliste geben. Empfehlenswert ist es, wenn es im Büro so

etwas wie eine:n „BIM-Bibliothekar:in“ gibt. Diese:r ist verantwortlich, laufend alle neuen Objekte

7. Herstellerbibliotheken

Schon zu CAD-Zeiten haben die Hersteller versucht, ihre Produkte frühzeitig in den Projekten zu platzieren. Man bekam von den Herstellern sehr produktspezifische dxf- bzw. dwg-Dateien, die im weiteren Projektverlauf oft nur mehr schwer durch andere Produkte zu ersetzen waren. Nun haben wir das gleiche Spiel. Wir bekommen die entsprechenden BIM-Objekte angeboten. Bei öffentlichen Ausschreibungen kann dies sehr problematisch werden, da die geforderte Produktneutralität dann eventuell nicht mehr gegeben ist, was im Extremfall zum Ausschluss führen könnte. Objekte aus Herstellerbibliotheken bringen

so gut wie immer ein Performanceproblem mit sich. Fast alle Objekte sind bezüglich ihrer Geometrie viel zu groß detailliert. Nachvollziehbarerweise ist der Hersteller stolz auf sein Produkt und will uns dieses möglichst mit allen Details offerieren.  Im schlimmsten Fall wird auch noch eine dreidimensionale Gravur von Logo und Name des Herstellers geometrisch nachmodelliert. Performancetechnisch ist das als absolutes No-Go zu sehen. Um diese Dateien zu verwenden, müssen Sie bezüglich ihrer Geometrie erst einmal kräftig gesäubert werden.

BIM-Software

Dies ist dann besonders diffizil, wenn mehrere Personen in/mit der gleichen Datei (gilt auch für verknüpfte Dateien) arbeiten, denn dann müssen alle Beteiligten unbedingt die gleiche Softwareversion verwenden. Angenommen alle Arbeitsplätze arbeiten in der 2019er-Version und nur einer ist schon auf die 2020er-Version umgestellt. Bearbeitet jene Person mit der neueren Softwareversion die Datei und speichert diese auch wieder in der neueren Version ab, kann diese von den anderen Anwender:innen nicht mehr geöffnet werden, da die Kompatibilität zwischen älterer Softwareversion und neu abgespeicherter

Datei nicht gegeben ist. In mancher Software genügt sogar nur das einmalige Öffnen der Datei in einer aktuelleren Version, um nicht mehr zurück zu können. Das Problem ist sogar noch sensibler. Es sollte nicht nur die Version, in der ein Team arbeitet, gleich sein, sondern sogar die jeweilige Software-Build. Jede Version durchläuft aufgrund von Updates, Bugfixes und Servicepacks mehrere Builds. Leider kann schon die Verwendung von   unterschiedlichen Builds zum Scheitern der Zusammenarbeit führen. Zieht sich ein Projekt über mehrere Jahre, muss das zwischenzeitliche Hochziehen der Softwareversion sorgfältig geplant und mit allen Beteiligten abgestimmt werden.

Von einem Schritt-für-Schritt-Hochziehen ist dringend abzuraten! Währenddessen darf niemand an der Datei arbeiten. Zuerst müssen die Softwareprodukte hochgezogen und dann die alte Datei in der neuen Softwareversion geöffnet und abgespeichert werden. Erst dann sollte man wieder alle auf die Datei loslassen. Am besten macht das der Admin mit dem BIM-Manager über ein Wochenende in Ruhe. Im schlimmsten Fall muss dieser Schritt bei wenigen Softwareprodukten wiederholt werden, da diese eine Datei nur um drei Versionen auf einmal updaten können.

Falls an einem Arbeitsplatz an zwei oder mehreren Projekten in unterschiedlichen Softwareversionen gearbeitet werden soll, bieten viele Softwarelizenzen die Möglichkeit an, am gleichen Rechner auch ältere Versionen der gleichen Software zu installieren. Meist kann die vorhergehende Version oder die letzten drei Versionen (jeweils nur eine Build) parallel installiert werden. So kann beispielweise Projekt A am Vormittag in der 2019er Version bearbeitet werden und Projekt B am Nachmittag in der 2020er Version.

IFC-Viewer

Die meisten Viewer sind kostenlos bzw. abgespeckte Versionen von Vollversionen (Solibri, Navisworks, …). Manchmal kann auch die abgelaufene Testversion einer Software (Archicad, Allplan, Revit, …) als kostenloser Viewer benutzt werden. Üblicherweise werden in einem Viewer die einzelnen Teilmodelle der verschiedenen Fachbereiche zu einem Koordinations- bzw. Gesamtmodell zusammengeführt. Meistens handelt es sich dabei um IFC-Viewer, die vor allem Daten im IFC-Format einlesen können. Der Viewer bietet nach dem Einlesen die verschiedensten Ansichtsmöglichkeiten für das Modell, bis hin zum virtuellen „walk-through“.

Meistens bieten die Viewer noch einige zusätzliche Funktionalitäten an. Klickt man ein Bauteil im Viewer an, sollten dessen Attribute angezeigt werden. Oft kann man auch mit Markern, Pfeilen oder der Textfunktion eigene Anmerkungen hinterlegen. Auch das schnelle Prüfen von „Wie in allen Arbeitsbereichen ist es auch bei der Modellerstellung wichtig, seine eigene Arbeit regelmäßig zu überprüfen. Eine gute Möglichkeit bieten dazu die erwähnten IFC-Viewer. In diesen kann durch Filtern und Isolieren z.B. die richtige Zuordnung der Bauelemente zu Klassen, die richtige Belegung mit Merkmalen wie isexternal, loadbearing oder anderen visuell überprüft werden.

Bei Viewern wird in der Praxis eine große Bandbreite an ganz unterschiedlichen Produkten eingesetzt. Trotz der Tatsache, dass jeweils etwa die Hälfte der Befragten der ZT Kammer und Ingenieurbüros angegeben hat, IFC-Dateiformate zu verwenden, verwenden aber nur 29 % (Ingenieurbüros) bzw. 32 % (ZT Kammer) der Befragten im Unternehmen IFC-Viewer-Software.

Bei den Baumeisterbetrieben sind es knapp 42 % (siehe Abbildung 37). Die Viewer sind zwar je nach Tiefe der Anwendung bzw. je nach Inhalt, der ausgetauscht wird, nicht zwangsläufig erforderlich, hinsichtlich eines „Good-Practice Workflows“ sind diese aber im Grunde notwendig, um die IFC-Modelle zu betrachten und mögliche Abweichungen zwischen der Darstellung im Viewer und der Modelliersoftware visuell oder automatisch zu kontrollieren.

Von den verwendeten IFC-Viewern wird in allen Befragungsgruppen durchwegs Solibri am häufigsten genutzt, gefolgt vom Autodesk Viewer, BIMcollab ZOOM, Navisworks und BIMVision (wobei die drei Letztgenannten bei den Ingenieurbüros jeweils gleich viele (14) Nennungen aufweisen). BIMVision sticht besonders bei den Baumeisterbetrieben als der Viewer hervor, der am zweithäufigsten genannt wurde. Trimble Connect wird etwas häufiger von Ingenieurbüros, open IFC Viewer eher von Mitgliedern der ZT Kammer eingesetzt (siehe Abbildung 38). Dahinter folgen noch weitere Viewer, die vereinzelt verwendet werden. Bei dieser Frage war wieder eine Mehrfachauswahl zulässig.

Kostenlos ist der open IFC Viewer

Beispiel:

Folgendes BIM-Modell wird mittels der Modelliersoftware (hier Revit) als IFC-Datei gespeichert, um es auf einem firmen-eigenen Notebook, Tablet, … über einen IFC-Viewer zu öffnen:

IFC-Datei mit Viewer öffnen:

Datenaustausch

Die grundsätzliche Voraussetzung für die BIM-basierte Zusammenarbeit ist ein

funktionierender Datenaustausch zwischen den verschiedensten Professionisten und deren teilweise sehr unterschiedlichen Softwareanwendungen. Jede Software bzw. Herstellerplattform arbeitet mit eigenen Formaten. Beim Umwandeln dieser Daten in offene Dateiformate gehen zwar viele Daten verloren, aber dafür können offene Dateiformate von den meisten Programmen verarbeitet werden.

Entscheidend für einen funktionierenden Dateiaustausch ist das Dateiformat und dessen korrekter Import und Export. Grundsätzlich wird zwischen offenen und proprietären Formaten unterschieden. Ein Element (z.B. Außenwand) muss aus der Anwendersoftware so exportiert werden, dass es nach dem Import in die Software eines anderen Anwenders wieder der gleichen Klasse angehört und mit den gewünschten und gleichen Attributen in die Empfängersoftware eingelesen wird. Proprietäre Formate Übersetzt bedeutet proprietär so viel wie „im Eigentum befindlich“, juristisch wird es synonym verwendet für „urheberrechtlich geschützt“.

Proprietäre Softwareprodukte oder Dateiformate befinden sich im Eigentum eines Herstellers. Da nur dieser über den Quellcode verfügt, kann er sich die Verwendung entsprechend honorieren lassen. Normalerweise sind die Quellcodes ein Handelsgeheimnis des Herstellers. Soweit also nur ein Hersteller das Format definiert, wird dieses Dateiformat als proprietär bezeichnet. Hinter proprietären Formaten stecken neben technischen Bedürfnissen meist auch kommerzielle Interessen. Dabei kommt es vor, dass der Hersteller dieses Format innerhalb seiner gesamten Produktpalette nützt. Falls das Format nur von einer Anwendung genutzt wird, spricht man sogar von einem „nativen Format“. Umgekehrt kann es vorkommen, dass proprietäre Formate auch von anderen Herstellern genutzt werden, dann können diese im Lauf der Zeit manchmal zu allgemeinen Standards werden.

Man muss sich aber im Klaren sein, dass ein offenes Datenformat immer einen gewissen Informationsverlust mit sich bringt. Der Inhalt eines offenen Datenformats kann im besten Fall den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den Herstellerwelten transportieren.

Die Frage ist nur, ob man die verlorenen Daten benötigt Unbestritten ist der Vorteil von offenen Formaten. Diese sind in der sehr inhomogenen Softwarelandschaft der BIM-Welt teils unverzichtbar. Sie bieten oft die einzige Möglichkeit, dass alle Beteiligten ihre Daten miteinander austauschen können.

Punktwolken, die Welt der Vermesser

Egal ob Sie es bevorzugen, auf proprietären oder auf offenen Plattformen zu arbeiten, früher oder später werden Sie dabei immer auf eine ganz spezielle Datenform treffen: die Punktwolken. Die Punktwolke ist ein Datenformat, welches normalerweise aus dem Vermessungswesen kommt und sich nicht ohne Weiteres in einen BIM-Datenaustausch integrieren lässt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass Punktwolken und Vermesser:innen in GIS-Systemen zu Hause sind und eine Integration zwischen BIM und GIS noch in den Kinderschuhen steckt.

3D-Laserscan

Im Bauwesen kommen die Laserscans normalerweise von einem Vermessungsbüro. Die klassischen Vermessungsgeräte wie Tachymeter oder Theodolit werden für die Baudokumentation immer häufiger von Laserscannern abgelöst. Eine der häufigsten Anwendungen eines 3D-Laserscans am Bau ist die Bestandsaufnahme.

Aber auch in vielen anderen Bereichen wie der Qualitätssicherung und Dokumentation kommt der Laserscanner immer häufiger zum Einsatz. So wird beispielsweise die Installation unter der Decke eines Supermarktes eingescannt, ehe die abgehängte Decke geschlossen wird, um später im Fall des Falles eine brauchbare Dokumentation zu haben.

Für die Bestandsaufnahme wird meist Terrestrisches Laserscanning (TLS) angewendet. Bei TLS ist die Aufnahmeposition des Scanners normalerweise statisch fixiert. Da es bei nahezu jeder statischen Position zu „Verschattungen“ kommt, sind bei TLS fast immer mehrere Messungen von verschiedenen Messstandorten nötig. Mit Hilfe von Zielmarken können diese Messungen später exakt zusammengeführt werden. Mit modernen TLS-Systemen kann durchaus eine Punktgenauigkeit bis zu einem Millimeter erreicht werden.In Zukunft wird der Anwendungsbereich und die Akzeptanz von Laserscanning durch handgeführtes Laserscanning massiv gesteigert werden. In Einzelfällen werden diese Scanner schon erfolgreich eingesetzt, aber momentan haben sie noch eine geringere Reichweite und sind zudem noch empfindlicher.

Punktwolken

Unter einer Punktwolke versteht man die Rohform der Daten, die von 3D-Laserscannern geliefert werden. Der Laser erfasst alle materiellen Bereiche – von Wänden über Installationsleitungen bis zu Straßen. Ein 3D-Laserscanner liefert für jeden abgetasteten Materialbereich einen Messpunkt. Die Summe dieser Punkte ergibt eine Wolke mit verdichteten Bereichen. Jeder erfasste Punkt ist in einem xyz-Koordinatensystem genau

verortet. Je nach Scanner können noch zusätzliche Attribute wie beispielsweise ein Vektor zur Orientierung des Punktes, ein RGB-Wert für die Farbe, ein Wert für die Helligkeit, den Aufnahmezeitpunkt und/oder die Messgenauigkeit erfasst werden.

IFC (Industry Foundation Classes)  

Der Standard für den Austausch in openBIM-Prozessen ist IFC. Es handelt

sich dabei um einen offenen, internationalen Standard in der Bauindustrie, welcher von

buildingSMART definiert wurde und auch kontinuierlich weiterentwickelt wird. Streng genommen,ist IFC kein Dateiformat, sondern nur ein Schema, das Geometrie, Daten und Beziehungen transportiert.

Das IFC ist also wie eine eingefrorene Momentaufnahme der Originaldatei, das für

Kollisionserkennung, Kostenschätzungen, Simulationen usw. benutzt werden kann. Es war

jedoch nie dafür gedacht, vom Empfänger editiert zu werden. Das IFC transportiert nicht den eigentlichen Modellinhalt, es referenziert lediglich auf diesen. BIM-Einsteiger:innen irritiert dies des Öfteren, sie müssen sich erst daran gewöhnen, dass somit alle Fachplaner:innen für ihr Teilmodell die Rolle der Eigentümer:innen behalten und so die Verantwortungen klar abgrenzbar sind.

So übermittelt bei einem typischen Datenaustausch der Sender erst einmal eine IFC-Datei an den Empfänger. Dieser verlinkt die Datei in sein Modell und prüft sie. Sollte der Empfänger feststellen, dass es entsprechender Änderungen bedarf, sendet er eine Änderungsanfrage (dies könnte per BCF erfolgen) an den Sender. Der Sender übermittelt dann die gemäß den Änderungsanforderungen überarbeitete Datei wieder als IFC an den Empfänger.

Zusammenarbeit

Arbeiten mit Zentraldatei

Mit Hilfe einer Zentraldatei können mehrere Mitarbeiter:innen zeitgleich am selben Modell

arbeiten. Dabei arbeitet niemand direkt in der Zentraldatei, sondern jede:r in seiner bzw. ihrer lokalen Instanz (Kopie) der Datei. Die Zentraldatei liegt am Server und die lokale Datei ist auf der Workstation des jeweiligen Arbeitsplatzes abgelegt. Im einfachsten Fall sind die Workstations über LAN (Local Area Network) mit einem Server im Büro verbunden. Sollten Teammitglieder aus mehreren Standorten auf den Server zugreifen wollen, wird es schon etwas komplizierter. Dies könnte dann zwar über ein WAN (Wide Area Network) bewerkstelligt werden, aber solche Lösungen sind bezüglich der Performance eher kritisch zu sehen.

Wie funktioniert nun das Arbeiten im Team mit einer Zentraldatei?

Der Schlüssel ist das Entlehnen bzw. Reservieren von einzelnen Elementen. Die lokalen Dateien aller aktiven Teammitglieder sind in ständigem „Funkkontakt“ mit der Zentraldatei. Je nach eingesetzter Modelliersoftware kann man entweder Elemente bzw. ganze Arbeitsbereiche für sich reservieren oder es genügt das bloße Anklicken eines Elements, um es zu entlehnen. Ist ein Element einmal von einem Teammitglied entlehnt, ist es für alle anderen gesperrt. Muss ein anderes Teammitglied ein gesperrtes Element bearbeiten,

kann es beim Entlehner des Elements anfragen.

Arbeitsbereiche

Damit beim Entlehnen und Freigeben der Elemente keine allzu großen Probleme entstehen,

ist es sinnvoll, das Modell in Arbeitsbereiche zu gliedern. Manche Modelliersoftware bietet schon eine gute Unterteilung der Elemente in Arbeitsbereiche an, viele Modellierer:innen präferieren aber ihre eigene Einteilung. Es gibt ganz unterschiedliche Strategien bezüglich der Unterteilung in verschiedene Arbeitsbereiche. Denkbar ist eine Trennung nach Gewerken, nach Detaillierungsgrad, nach Geschossen, Räumen, unternehmensspezifischen Bedürfnissen und vielen anderen Kriterien.

Von Autodesk wird beispielsweise empfohlen, Bearbeitungsbereiche hauptsächlich zur Trennung verschiedener Bereiche in der Konzeption eines Projekts zu nutzen.

BIM-Regelwerke

Es ist sicher keine Überraschung, dass es auch in einem BIM-Projekt für alle klar definierte

Regeln geben muss. Einheitliche Vorgaben für Bezeichnung, Modellierung, Datenstruktur und Zusammenarbeit bilden die unerlässliche Voraussetzung für BIM. Grundlage für den Erfolg im BIM-Projekt sind eine klare Strategie mit einer realistischen Definition der BIM-Ziele sowie der  BIM-Rollen.141 Dazu wurden spezielle BIM-Regelwerke entwickelt. Diese kann man als Ergänzung zu den Projekthandbüchern verstehen, um die BIM-Ziele zu erreichen. Aus den ursprünglich in England entwickelten „employer’s information requirements“ und dem „BIM execution plan“ wurden bei uns schnell die AIA (Auftraggeber Informationsanforderungen) und der BAP (BIM Abwicklungsplan).

Die AIA definiert die BIM-Ziele und liefert somit die inhaltliche Grundlage des BAP. Eigentlich sind die Themenbereiche von AIA und BAP sehr ähnlich, wobei im AIA der oder die Auftraggeber Ziele und Anforderungen definiert, während im BAP der Auftragnehmer aufzeigt, mit welchen Mitteln diese erreicht werden sollen.

Nun stellt sich die Frage, wer braucht einen AIA und einen BAP. Machen sie eher nur bei

Großprojekten Sinn? Kann man sich das in kleinen Projekten überhaupt leisten? AIA und BAP  sind für fast alle Projekte zu empfehlen und man muss ja bei kleineren Projekten nicht gleich weit über 100 Seiten verfassen. Man kann AIA und BAP auch auf die allerwichtigsten Themen reduzieren und so den Aufwand vertretbar halten. Allein aber das Anlegen eines AIA, wenn auch nur in knapper Form, hilft Auftraggebern auch zu erkennen,

welche Informationen zum Erreichen ihrer Projektziele nötig sind 142 und Klarheit über ihre Ziele und Anforderungen zu gewinnen. Der BAP dagegen zwingt die Auftragnehmer mehr oder weniger zu einer gemeinsamen Lösungsstrategie. Durch das Erstellen dieser Dokumente wird auf jeden Fall das Risiko, dass Auftraggebern und Auftragnehmer aneinander vorbeireden, deutlich minimiert.

Generell sind AIA und BAP noch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Der Auftraggeber kann dies aber für sein Projekt verpflichtend geltend machen und vom Auftragnehmer einen BAP verlangen. Dann stellt sich die Frage, wie dies vergütet wird. Darüber wird zurzeit noch heftig debattiert. Klar sollte aber sein, dass die Lieferung von speziellen Daten für den zukünftigen Betrieb des Bauwerks eine Mehrleistung im Vergleich zur

traditionellen Planung ohne BIM darstellt. Und generell kostet in der freien Marktwirtschaft eine Mehrleistung auch mehr.

AIA

Im klassischen Sinn kann man den AIA als Erweiterung des Lastenheftes verstehen. Es hat sich durchgesetzt, BIMAnforderungen in einer Vertragsanlage „Auftraggeber- Informationsanforderungen“ zu regeln.

BAP

Wenn wir nun den AIA als Lastenheft verstehen, stellt der BAP ein Pflichtenheft dar, welches im Lauf der Zeit zu einem Projekthandbuch heranwächst. Über die Ausschreibung erhalten potentielle Auftragnehmer die AIA für das Projekt. Daraufhin arbeitet die BIM-Koordination seitens des Auftragnehmers ein erstes Lösungskonzept in Form eines ersten BAP („pre-contract BAP“) aus. Nach Auftragserteilung wird aus dem „precontract BAP“ der eigentliche BAP. Dieser ist dann als „lebendes Dokument“ zu verstehen, denn im Laufe eines jeden Projektes kommt es notwendigerweise zu Änderungen. Die deshalb nötigen

Anpassungen bespricht die BIM-Projektsteuerung in den Koordinationssitzungen und hält diese über die Fortschreibung des BAP fest.


Quelle: BIM Handbuch 2022 ISBN (print) 978-3-85125-881-3 ISBN (e-book) 978-3-85125-882-0

Bilder: Emanuel Nikolaus Peham